272 Siebenter Abschnitt,
Nacht mitten im Schlaf überfallen, dennoch so viele
Stunden mit erstaunlicher Tapferkeit in Dunkelheit
und Nebel gestritten, die mehresten ihrer Heerfüh-
rer verlohren hatte, und doch jetzt im Begriff stand
den Blutkampf zu erneuern. Dieses war auch die
Absicht Friedrichs, als der Herzog von Aremberg,
der mit feinem starken Corps unter Begünstigung
des Nebels dem Könige in die Flanke gekommen
war, den linken Flügel der Preußen angriff. Hier
wurden einige .tausend Mann über den Haufen ge-
worfen, und eine große Preußische Batterie erobert.
Dies war aber auch die Gränze des Siegs. Der
König, der jetzt feindliche Truppen vorne und im
Rücken hatte, zog seine tapfern Schaaren mitten
unter diesem Mordgetümmel zusammen, und machte,
nach einem fünfstündigen verzweifelten Gefechte, ei-
nen Rückzug, dem nichts als ein zweitaufenjahri-
ges Alter fehlt, um von allen Zungen gepriesen zu
werden. Er wurde durch ein starkes Artilleriefeuee
und durch Linien von Kavallerie gedeckt, die in der
Ebene von Weigern mit großen Zwifchenrämen auf-
marschierten, hinter denen sich die Infanterie for-
mine. Die Oesterreichifche Armee^war in zu großer
Unordnung, um einen solchen Rückzug zu stören;
überdem auch hatte Daun schon bei Kollin zu erken-
nen gegeben, sein Grundsatz ftlj, daß man einem
fliehenden Feinde eine goldne Brucke bauen müsse. —
Der Marsch Friedrichs ging nicht weit. Nur eine
halbe Meile vom Wahlplatz, auf den sogenannten
Spitzbergen, lagerte er sich mit feinen Truppen, die
den größten Theil ihrer Artillerie und Bagage ver-
lohren, den kurzen Rock in der rauhen Jahreszeit
zur Decke, und den Himmel zum Zelte hatten. Es
fehlte ihnen sogar an Pulver und Kugeln, diesem
größten Bedürfniß der Europäischen Heere. Ein
neues Treffen in dieser Lage hatte die alten Schlach-
ten erneuert, wo Mann gegen Mann focht, und
jeder sich auf feine Faust verließ. Die Stellung des
Königs war indessen so vortheilhaft, die Mittel,
allen Gefahren Trotz zu bieten, bei ihm so mannich-
faltig, und seine Truppen selbst in ihrem gefchlage»
ven
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
159
Schiffahrt ist der Rhone-Rhein-Kanal, der sich bei Straßburg mit der
Jll verbindet.
Lothringen, nordwestlich vom Elsaß bis in das Mofelgebiet
sich erstreckend, ist ein von tiefen Thälern durchschnittenes, fruchtbares
Berg- und Hügelland. Es liefert reichlich Getreide, Hanf und Flachs,
Wein, Gemüse und Obst, Steinkohlen und Eisen und besitzt ausge-
zeichnete Salz- und Mineralquellen. Die Mosel und die Saar sind
die Hauptwasserstraßen Lothringens.
Die Hauptstadt von Elsaß ist Straßburg, eine starke Festung
und bedeutende Handelsstadt. Sie ist der Sitz des kaiserlichen Statt-
halters von Elsaß-Lothringen, eines katholischen Bischofs und einer
Hochschule. Straßburg liegt am Jll, etwa eine halbe Stunde vom
Rheine, mit welchem es durch einen schiffbaren Kanal verbunden ist.
Die größte Merkwürdigkeit Straßburgs ist das weltberühmte Münster,
nächst dem Dome zu Köln das herrlichste Denkmal deutscher Bau-
kunst. mit einem 153 m hohen Turme. — Die bedeutendste Fabrik-
stadt im Elsaß ist Mühlhausen an der Jll. Es liefert Seiden-,
Baumwollen- und Wollenzeuge und besitzt großartige Zeugdruckereien,
Färbereien und Bleichen. — Fast in der Mitte zwischen Straßburg
und Mühlhausen liegt in einer sehr schönen Gegend Colmar, die
Hauptstadt des Bezirks Ober-Elsaß. — Die Hauptstadt von Lothringen,
Sitz eines katholischen Bischofs, ist die altertümliche Stadt und starke
Festung Metz, an der Mosel, über welche hier 14 Brücken führen.
Unter den Kirchen der Stadt zeichnet sich der großartige Dom aus.
Metz besitzt bedeutende gewerbliche Anstalten: zahlreiche Gerbereien,
Glasmalereien, Waffen-, Leinwand-, Flanell-, Hut- und Blumen-
sabriken. Von den Bewohnern des Reichslandes bekennen sich etwa
3/5 zur katholischen, % zur evangelischen und etwa V6 zur jüdischen
Religion. Nach Hästers u. a.
236. Deutschland über alles.
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält;
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt, —
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
deutscher Wein und deutscher Sang
sollen in der Welt behalten
ihren alten schönen Klang,
uns zu edler That begeistern
unser ganzes Leben lang!
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Hästers
Extrahierte Ortsnamen: Rhone-Rhein-Kanal Lothringen Lothringens Elsaß-Lothringen Rheine Straßburgs Elsaß Straßburg Mühlhausen Colmar Lothringen Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
162
Das Reich besteht aus vielen Kronländern und zerfällt in zwei
Reichshälften, die das Flüßchen Leitha von einander trennt. Die-
selben haben einen Kaiser und bilden ein Heer, aber in den meisten
Stücken ist die Verwaltung getrennt. Diesseits der Leitha sind die
deutsch-slawischen Länder, jenseits die Länder der ungarischen
Krone.
Die wichtigsten Kronländer sind: Ober- und Rieder-Öster-
reich mit den Hauptstädten Linz und Wien, Böhmen mit der
Hauptstadt Prag, Mähren mit den Städten Brünn und Olmütz,
Tyrol mit Innsbruck und Trient, Salzburg mit Salzburg,
Steiermark mit Graz, Kärnthen mit Klagenfurth, Krain
mit Laibach, Kroatien und Slawonien mit Agram, Istrien
mit Triest, Dalmatien mit Zara, Ungarn mit der Doppel-
hauptstadt Ofen-Pesth, Galizien mit Krakau, Siebenbürgen
mit Klausenburg, Hermannstadt und Kronstadt. — Die
Residenz des Kaisers ist Wien.
3. Das Königreich der Niederlande oder Holland mit der
Residenz Haag und der Hauptstadt Amsterdam liegt an der Nord-
See in dem Mündungslande des Rheines, der Maas und der Schelde.
Es ist ein kleines, dicht bevölkertes, reiches Land und grenzt an
Deutschland und Belgien. Die Küste ist sehr flach und durch mächtige
Dämme gegen die Meeresflut geschützt worden. Auch die Flußufer
zeigen diesen Schutz. Das Land ist durch Fleiß und Ausdauer dem
Meere abgerungen und in einen blühenden Garten verwandelt worden.
4. Das Königreich Belgien liegt südlich von Holland zwischen
Frankreich, Deutschland, Holland und der Nordsee. Es hat die dichteste
Bevölkerung in Europa. Die Belgier sind katholisch und sprechen
meist französisch. Das Land ist eine fruchtbare Tiefebene; Maas und
Schelde bewässern es. Die regste Fabrikthätigkeit herrscht. Die Haupt-
und Residenzstadt ist Brüssel. Andere große Städte sind Gent,
Brügge, Antwerpen und Lüttich.
5. Das Königreich Dänemark umfaßt das nördliche Jütland,
die dänische Inselgruppe Seeland, Fünen u. a., Island, die
Schafinseln (Far-Or), Grönland u. a. Das eigentliche Däne-
mark hat fruchtbares Tiefland mit schönen Feldern, Wiesen und
Buchenwäldern. Die Flüsse sind klein, aber viele Busen der Nord-
und Ostsee schneiden ins Land. Die Dänen sind ein fleißiges, ge-
bildetes und wohlhabendes Volk von deutschem Stamme und evange-
lisch. Die Hauptstadt ist Kopenhagen.
6. Die Königreiche Schweden und Norwegen sind zwei ge-
trennte Reiche unter einem Könige. Schweden nimmt den östlichen,
Norwegen den westlichen Teil der skandinavischen Halbinsel ein.
An Fläche übertreffen sie Deutschland, an Volkszahl haben sie etwa
'/7. Das Eismeer, die Nord- und Ostsee mit dem bottnischen Busen
bespülen die Küsten. Ein wild zerrissenes Gebirge, die.kjölen, durch-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Ortsnamen: Rieder-Öster- Linz Wien Tyrol Salzburg Salzburg Krain Laibach Kroatien Slawonien Agram Istrien Dalmatien Ungarn Galizien Krakau Klausenburg Hermannstadt Kronstadt Wien Niederlande Holland Amsterdam Nord-
See Rheines Deutschland Belgien Belgien Holland Frankreich Deutschland Holland Nordsee Europa Antwerpen Seeland Island Kopenhagen Schweden Norwegen Norwegen Deutschland Ostsee
154
oft von 10,000 Käufern und Verkäufern besucht. Besonders ist Leipzig
der Mittelpunkt des deutschen Buchhandels.
4. Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin hat einen meist
fruchtbaren Boden, eine gute Bewässerung durch Seen und Flüsse
und eine sehr günstige Lage an der Ostsee; dennoch ist es unter-
allen deutschen Ländern am schwächsten bevölkert. Die Bewohner-
treiben neben dem Ackerbau sehr bedeutende Viehzucht; insbesondere
werden Pferde gezogen, welche sich durch Größe, Stärke und edlen
Bau auszeichnen. Die Hauptstadt des Landes ist Schwerin, an
einem ansehnlichen See herrlich gelegen, in welchem aus einer Insel
das großherzogliche Schloß erbaut ist. Gewöhnlich jedoch hält sich
der Großherzog in der kleinen, aber schönen Stadt Ludwigslust
auf. Größer als beide Residenzen ist die Stadt Rostock, nicht weit
von der Ostsee. Sie besitzt eine Hochschule und ist mit einem Denk-
male des berühmten preußischen Feldherrn Blücher geziert, der hier
gebürtig war.
5. Das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz ist weit kleiner
und hat außer der schön gebauten Residenzstadt Neu-Strelitz keine
bemerkenswerten Städte.
6. Das Großherzogtum Oldenburg besteht aus drei sehr zer-
streut liegenden Teilen. Das Hauptland, das eigentliche Oldenburg,
ist von Hannover und der Nordsee eingeschlossen und hat sehr ungleiche
Fruchtbarkeit; denn zwischen den Landstrichen mit ertragsfähigem Acker-
boden liegen weite Strecken dürren Heidelandes oder Morräste. Die
Hauptstadt Oldenburg liegt an der Hunte, einem schiffbaren Lieben-
flusse der Weser, und ist freundlich und wohlhabend. — Ein anderes
kleines Stück, das Fürstentum Eutin liegt an der Ostsee, nahe
bei Lübeck, umgrenzt von dem holsteinischen Gebiete. Ueber 50 Meilen
von dem Hauptlande entfernt, auf dem linken Rheinufer an der Nahe,
ganz von preußischem Gebiete eingeschlossen, liegt das Fürstentum
Birkenfeld. -• Ein Stück Landes am Jahdebuseu, im eigentlichen
Oldenburg, ist im Jahre 1854 von Preußen angekauft und zur An-
lage des deutschen Kriegshafens Wilhelmshaven benutzt worden.
7. Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach liegt am
Nordabhange des Thüringer Waldes und an der Rhön und besteht
aus drei größeren und vielen kleinen Teilen. Der westliche Haupt-
teil mit der Stadt Eisenach wird von der Werra, der mittlere und
größte von der Saale und deren Zufluß Ilm durchströint. An dem
letztgenannten Flusse liegt die Haupt- und Residenzstadt Weimar,
wo die berühmtesten deutschen Dichter Göthe, Schiller, Herder
und Wieland zu gleicher Zeit gelebt haben. An der Saale liegt
Jena mit einer Hochschule und nordwestlich daran das gewerbthätige
Apolda.
8. Das Großherzogtum Hessen-Darmstadt liegt aus beiden
Seiten des Rheines und Mains und besteht aus zwei von einander
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
300
460 m, ein galoppierendes Pferd 524 m zurück; ein
Dampfwagen kann in dieser Zeit 1067 m durchlaufen.
Freilich muss der Weg für ihn ganz besonders hergerichtet
sein; er wird mit Eisenschienen belegt, weil Räder sich
desto leichter auf einer Fläche bewegen, je härter und
ebener dieselbe ist. Ein Pferd zieht auf einer Steinbahn
(Chaussee) mehr als vier Pferde in einem Sandwege. Eben
so zieht ein Pferd auf einer Eisenbahn mehr, als sechs
Pferde auf einer Chaussee. — Auch Schiffe treibt der
Dampf, indem er Schaufelräder dreht, die das Wasser fort-
stofsen. Dampfschiffe fahren in allen Meeren und auf allen
grossen Flüssen und setzen die wichtigsten Handelsplätze
mit einander in Verbindung. — Eisenbahnen sind in den
meisten Ländern erst seit 30 Jahren gebaut. Im Jahre 1838
wurde die erste preussische Eisenbahn zwischen Berlin und
Potsdam eröffnet. Jetzt ist das Eisenbahnnetz über den
grössten Teil Deutschlands ausgedehnt. Büttner.
353. Der Schall.
Ich schlage den einen Arm einer Stimmgabel gegen den
Tisch und setze sie dann mit dem Fuße auf die Tischplatte.
Deutlich bemerke ich ein Zittern oder Schwingen der Gabel.
Der beim Aufschlagen schwache Ton klingt beim Auffetzen der
Gabel stärker, und lege ich das Ohr an die Tischplatte, so kann
ich das Mitschwingen des Holzes fühlen und hören.
Der Schall entsteht durch Erschütterung der Teile eines
Körpers. Die zitternde oder schwingende Bewegung wird der
Lust mitgeteilt, von dieser in unser Ohr getragen und zum Be-
wußtsein gebracht. Bei einer tönenden Stimmgabel, L>aite,
Glocke kann man die Schwingungen sehen und fühlen. Beim
Donner der Kanonen bebt das Haus und zerspringen die Fenster-
scheiben durch die Luftwellen. Der Knall ist eine einmalige
heftige Erschütterung der Luft. Geräusch oder Lärm entsteht
durch ein Gewirr von Schallschwingungen. Töne oder Klänge
sind nach Höhe und Tiefe meßbare Schälle. Der schall wird
durch Luft, Erde, Wasser und besonders elastische und gleichartige
Körper fortgeleitet. Letztere verstärken den Schall, indem sie
mitklingen (Resonanzboden). Je ferner der Schall erzeugt wird,
desto schwächer schlagen die Schallwellen, die sich ringsum, wie
Wasserwellen ausbreiten, an unser Ohr. Durch das Echo oder
den Wiederhall wird der Schall wie ein Gummiball von einer
Wand-, Fels- oder Waldmauer deutlich zurückgeworfen, wenn
letztere wenigstens 18 m entfernt ist.
Der Ton ist um so höher, je mehr^Schwingungen er hat.
Bei Saiteninstrumenten schwingen die Saiten, bei Blasinstru-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Deutschlands
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
27£
an der Saar und bei Aachen), Braunkohlen (Brandenburg und Sachsen),
Eisen (Rheinprovinz, Westfalen, Hessen-Nassau, Hannover und Schlesien) und
Zink (Rheinprovinz, Westfalen und Schlesien). Sehr viele Bewohner beschäf-
tigen sich aber auch mit Verfertigung von Leinen und von Waaren aus
Metallen, Wolle, Baumwolle, Seide und mit der Bereitung des
Leders. Die meiste und schönste Leinwand wird im Riesengebirge, in Hannover
und bei Bielefeld*) in Westfalen gemacht. Ueberall, wo Eisen und Stein-
kohlen gefunden werden, befinden sich viele Eisengießereien. Walzwerke, Metall-
waarenfabrikcn u. s. w., also besonders in Oberschlesien, Westfalen und am Rhein.
In der Verfertigung von Metallwaaren, namentlich von Stahlwaaren, zeichnen
sich besonders die Städte Solingen, Remscheid, Aachen und Iserlohn
mit ihrer Umgebung aus. Der Hauptsitz der Tuch-, Baumwollen-, Seide und
Lederbereitung ist die Rheinprovinz, und zwar der Tuchwaaren in der Gegend
von Aachen und Lennep, der Baumwollenzeuge das Wupperthal und der
Kreis Gladbach, der Seidenwaaren Krefeld und E lb erfe ld und des Leders
Mülheim a. d. Ruhr und Malmedy. Gutes Tuch, wenn auch nicht so
feines wie in der Rheinprovinz, wird in der Lausitz, in Schlesien und in der
Provinz Sachsen gemacht.
4. Kandel. Durch das ganze Preußenland hin ist in allen großen und
in vielen mittelgroßen Städten neben der Arbeit in allerlei Gewerken auch der
Handel in voller Blüthe. Viele Waaren werden in's Ausland verkauft und
dagegen andere wieder eingekauft. Theils in den See-Hafenstädten Memel,
Königsberg, Elbing, Danzig, Stettin, Stralsund, Kiel,Altona,
Harburg, Emden u. a., theils in den Städten Berlin, Frankfurt a. d. O.,
Breslau, Görlitz, Liegnitz, Posen, Magdeburg, Erfurt, Halle,
Hannover, Frankfurt a. M., Minden, Münster, Dortmund, El-
berfeld, Barmen, Düsseldorf, Aachen, Köln, Koblenz, Trier,
Saarbrücken, Essen, Mülheim a. d. Ruhr, Duisburg, Ruhrort,
Wesel, Emmerich u. s. w. ist großer Handelsverkehr.
5. Verkehrswege. Sowohl die Flußschifffahrt, als auch die zahlreichen
Landstraßen (Chausseen) und Eisenbahnen vermitteln und erleichtern diesen
Handel. Von Berlin aus ziehen sich nach allen Richtungen hin Eisenbahnen
bis an die entferntesten Theile des Landes, nach Königsberg, nach Stettin,
nach Hamburg, nach Posen, nach Schlesien, über Magdeburg und
Hannover nach Köln und Aachen, über Halle und Erfurt nach Kassel
und Frankfurt a. M. Außerdem giebt es noch viele kleine Bahnen in den
Provinzen; namentlich ist die Rheinprovinz reich an Eisenbahnen.
6. Schulen. Fast kein Land in der Welt hat so gute und verhältnißmäßig
so viele Schulen, wie Preußen. Es bestehen gegenwärtig 9 Universitäten oder
Hochschulen, auf welchen die Geistlichen, Aerzte, Rechtsgelehrten und Lehrer an
höheren Schulen gebildet werden. Diese 9 sind: Berlin, Bonn, Breslau,
Greifswald, Halle a. d. S., Königsberg, Göttingen, Marburg
und Kiel. — Preußen hat ferner viele Schullehrer-Seminare, auf welchen die
Volksschullehrer ihre Bildung erhalten, und mehr als 30,000 Elementar- oder Volks-
schulen. Außerdem bestehen noch viele andere höhere Lehranstalten, als Gymna-
sien, Real- und höhere Bürgerschulen, Gewerbeschulen, Ackerbauschulen u. s. w.
7. Laudesverlheidigung. Außer dem Heere und der Kriegsflotte (Seite 266)
dienen zur Vertheidigung des Landes auch die Festungen. Sie sind meistens
mit Wassergräben, Wällen und starken, mit Schießscharten versehenen Mauern
umgeben. Gewöhnlich liegen sie auf schwer zu ersteigenden Bergen (Felsen-
Festungen), wie das zu Koblenz gehörige Ehrenbreit st ein, oder an Flüssen
und am Meere. Preußens Festungen am Meere (an der Ostsee) sind: Pillau,
Königsberg an der Mündung des Pregel, Danzig a. d. M. der Weichsel.
Folgende Festungen liegen an Flüssen und zwar 1. am Rhein: Koblenz, Köln,
Wesel; 2. an der Elbe: Torgau, Magdeburg; 3. an der Oder: Glogau,
Küstrin. Außerdem an Nebenflüssen: Saarlouis an der Saar, Spandau
') Gieb bei jeder dieser Stüdte an, in welcher Provinz sie liegen.
Lesebuch für Volksschulen.
18
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
295
Wenn die Missionare non Amsterdam und Rotterdam, von Bremen oder
Hamburg aus nach Süd-Afrika fahren, so brauchen sie gewöhnlich 2 Monate.
In der Capstadt steigen sie an's Land. Die Capstadt ist der Sitz der englischen
Regierung, welche das ganze Capland beherrscht. Es ist dies aber eine große
Ecke, fast so groß wie ganz Deutschland. Darin wohnen ein gut Theil Chri-
sten, die aus Holland, England, Frankreich und Deutschland dorthin gewandert
sind. Aber es wohnen dort noch viel mehr Heiden und auch etliche Muhame-
daner. Die Heiden sind entweder rabenschwarz, und das sind die Neger,
oder sie sind schmutziggelb, und das sind die Hottentotten. Unter den
Schwarzen und Gelben wirken unsere Missionare nun schon über 30 Jahre.
In der Nähe der Capstadt, in einem großen Dorfe Stellenbosch, haben sie
den Anfang gemacht, haben den Schwarzen gepredigt, sie unterrichtet, getauft
und Gemeinden gesammelt. Auf den etwas entfernten Dörfern Tulbagh
und Worcester haben sie es fortgeführt. Jetzt sind die Leute dort alle
Christen, haben Kirchen und Schulen, Glocken und Orgeln, überhaupt alles,
was bei uns eine wohlgeordnete Gemeinde auch hat.
An andern Stellen im Capland haben es die Missionare mehr mit den
Gelben zu twn, oder mit den Mischlingen, die von europäischen Vätern
und heidnischen Müttern abstammen. Das ist ein unstätes, wandersüchtiges
Volk. Die Missionare haben alle Kunst aufbieten müssen, um sie nur einmal
festzuhalten bei dem gepredigten Gotteswort. Sie haben kleine Höst (Institute)
angekauft oder sich schenken lassen und geben jedem Heiden, der sich dort bei
ihnen niederlassen will, ein Stückchen Land, daß er sich einen Garten anlegen
kann, und helfen ihm ein Häuschen bauen. Dabei werden sie nicht müde, ihn
zu unterrichten und ihm zu predigen, ob er sich bekehren wolle zu dem leben-
digen Gott. Solche Institute sind Saron, Steinthal, Wupperthal,
Eben-Ezer, Commagas, und auch Stein köpf und Pella sind nicht
weit davon. Hier ist kaum noch ein Mensch zu finden, der nicht die Haupt-
lehren des Christenthums wüßte. Die meisten sind schon getauft und haben
auch schon wieder getaufte Kinder, aber etliche sind immer noch da, die ihre
Bekehrung gerne aufschieben möchten.
Alle diese Stationen liegen ziemlich nahe an der Meeresküste. Tiefer im
Innern des Landes liegen die reichgesegneten Stationen Am andelboom und
Schiet so nt ein. Auch dort wohnen Schwarze und Bastards. Die Schwar-
zen sind aber von anderem Schlage, als die in der Nähe von Capstadt. Es
sind Kaffern, und die hält man für die edelsten unter allen Negervölkern.
Die Gemeinden bestehen aus eben erst bekehrten Heiden, aber wenn diese ihr
Missionsfest feiern, so bringen ihrer 1000 Festgenossen eine größere Festcollecte
zusammen, als bei uns 4000 oder 5000 weiße Missionsfreunde. Prediger und
Lehrer halten sie selbst, Kirchen und Schulen bauen sie aus eigenen Mitteln.
Das _ englische Gebiet ist gegen Norden abgegrenzt durch den großen
Oranje ström oder Gariep; die Leute nennen ihn auch wohl den Groß-
fluß. Jenseit dieses Stromes breiten sich an der Meeresküste entlang sandige
und steinige Wüsten aus, in denen nur etliche Tausend Menschen leben. Auch
denen wird von unsern Missionaren das Evangelium verkündigt. Dort sind
8 Stationen gegründet. Auf den meisten ist eine große Menge Heiden getauft,
aber das Heidenthum ist hier noch zum Theil ungebrochen und gar mächtig.
In Afrika hat die Rheinische Mission 20 Stationen, auf Borneo hatte
sie 10. Die Holländer haben ein gut Stück der Insel unter ihre Herrschaft
gebracht, und ihre Hauptstadt heißt Banjermassing. Sie liegt ganz in Sumpf,
und die Häuser haben auf Pfählen aus dem Sumpfe herausgebaut werden
müssen. Dort wohnt auch jetzt ein muhamedanischer Sultan, der ein weites
Reich auf der Insel hat. Er ist aber den Holländern unterthänig, und sein
Reich ist nach und nach ein Schattenreich geworden. Unter den Muhamedanern
dürfen unsere Brüder auf Borneo das Evangelium nicht predigen. Bei denen
ist nicht viel zu machen. Auch haben es die Holländer verboten. Aber zur
Seite des muhamedanischen Reiches ist ein großes weites Heidenland. Da
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Rotterdam Bremen Hamburg Süd-Afrika Deutschland Holland England Frankreich Deutschland Stellenbosch Steinthal Commagas Afrika Borneo Borneo
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
53
6. Bald fleucht des Winters trübe Nacht,
Die Lerche fingt, das Korn erwacht.
Derlenz heißt Bäum'undwiesen blüh'n
Undschmücktdasthalmitsrischemgrün.
7. Voll krauser Aehren, schlank und schön,
Muß nun die Halmensaat ersteh'n,
Und wie ein grünes stilles Meer
Im Winde wogt sie hin und her.
114,
8. Dann schaut vom hohen Himmelszelt
Die Sonne auf das Aehrenfeld;
Die Erde ruht in stillem Glanz,
Geschmückt mit gold'nem Erntekranz.
9. Die Ernte naht, die Sichel klingt,
Die Garbe rauscht, gen Himmel dringt
Der Freude lauter Jubelsang,
Des Herzens stiller Preis und Dank.
F. A. Krummacher.
Räthsel.
Ich lieg' im Thurm mit manchem Ziinmer
Und werde drin schwarz, wie ein Mohr;
Und nie schau' ich des Tages Schiinmer,
Sprengt nicht ein schneidend Schwert das Thor.
War dort mein Kerker klein und enge.
Doch wünsch' ich noch ein finst'rer Haus.
Dort grab' ich unterird'sche Gänge
Und komm' als grüner Zwerg heraus;
Bald streckt der Zwerg sich in die Länge,
Am Ende wird ein Riese d'raus.
115. Kannitverstarr.
Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, Betrachtungen über den
Unbestand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und zufrieden
zu werden mit seinem Schicksale, wenn auch nicht viel gebratene Tauben
für ihn in der Luft herumfliegen. Aber auf dem seltsamsten Umwege
kam ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam durch den Irrthum
zur Wahrheit und zur Erkenntniß. Denn als er in diese große
und reiche Handelsstadt voll prächtiger Häuser, wogender Schisse und
geschäftiger Menschen gekommen war, fiel 4hm sogleich ein großes und
schönes Haus in die Augen, wie er auf seiner ganzen Wanderschaft
von Tuttlingen bis nach Amsterdam noch keines erlebt hatte. Lange
betrachtete er mit Verwunderung dies kostbare Gebäude, die Kamine
auf dem Dache, die schönen Gesimse und die hohen Fenster, größer als
an des Vaters Hause daheim die Thür. Endlich konnte er sich nicht
enthalten, einen Vorübergehenden anzureden. „Guter Freund," redete
er ihn an, „könnt ihr mir nicht sagen, wie der Herr heißt, dem dies
wunderschöne Haus gehört, mit den Fenstern voll Tulipanen, Sternen-
blumen und Levkojen?" — Der Mann aber, der vermuthlich etwas
Wichtigeres zu thun hatte, und zum Unglück gerade so viel von der
deutschen Sprache verstand, als der Fragende von der holländischen,
nämlich nichts, sagte kurz und fchnauzig: „Kannitverstarr" und schnurrte
vorüber. Dies war ein holländisches Wort oder drei, wenn man's
recht betrachtet, und heißt auf deutsch so viel, als: ich kann euch nicht
verstehn. Aber der gute Fremdling glaubte, es sei der Name des
Mannes, nach dem er gefragt hatte. Das muß ein grundreicher Mann
sein, der Herr Kannitverstan, dachte er, und ging weiter. Gast' aus,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
243
Flußthälern sehen wir immer das größeste Gedeihen.
Allein noch mehr Werth haben die schiffbaren Flüsse für
den Verkehr. Man denkt vielleicht, die Flüsse hinderten
die Menschen am Zusammenkommen. Das ist aber nur
an einzelnen Tagen bei Ueberschwemmung oder Eisgang 5.
richtig, sonst gelangt man von einem zum andern Ufer
nicht blos auf steinernen und hölzernen Brücken, sondern
auch auf Schiffbrücken, fliegenden Brücken und Kähnen.
Doch wäre für so kurze Strecken ein trockener Weg vor-
theilhafter. Dagegen um von entfernten Orten, die au 10.
den Ufern der Flüsse liegen, zu einander zu gelangen,
ist die Wasserfahrt der zu Lande vorzuziehen. Denn selbst
jetzt, wo alle deutschen Länder von vielen und schönen
Kunststraßen durchzogen sind, ist di? Fracht auf dem
Wasser bei weitem wohlfeiler als die auf dem Lande. 15.
Ein großes Flußschiff kann ohne Schwierigkeit mit 3000
Centnern beladen werden, und dazu bedarf es stromab-
wärts nur der Arbeit weniger Schtfföleute, stromaufwärts
der Kraft einiger Pferde, während zu Lande wenigstens
50 Lastwägen und 200 Pferde erforderlich wären. Dazu 20.
kommt die Schnelligkeit und Annehmlichkeit der Dampf-
schifffahrt, die man jetzt selbst der Fahrt auf Eisenbah-
nen vorzuziehen pflegt.
Es ist also -ein wahrer Segen Gottes, daß das
deutsche Land von so vielen schiffbaren Flüssen und Strö-
men durchschnitten und mit dem Meere in Verbindung
gebracht ist. Zwar sind sie nicht alle von solcher Größe,
um mit großen Schiffen darauf fahren zu können, auch sind
einige so reißend, daß die Fahrt zu Berge beschwerlich
und langsam geht, noch andere machen so große Krüm- ^0.
mungen, daß die Reisenden den Weg lieber zu Lande
wählen, gleichwohl bleiben noch gar viel heilsame Wasser-
bahnen übrig.
2.
Die meisten großen Ströme unseres Vaterlandes 35.
fließen von Süden nach Norden und ergießen sich nach
einem Laufe quer durch die Ebenen von Norddeutsbland
in die Nord- oder Ostsee. So der Rhein, die Weser,
die Elbe, die Oder und die Weichsel. Ganz anders ver-
hält etz sich mit der Donau, dem größesten aller deutschen 40.
18*
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
. 246
schön zu sein. Dies ist noch mehr der Fall, wenn er
Weiter unten in das holländische Gebiet eintritt und sich
dort in so viele Arme theilt, daß man kaum ihre Namen
behält, ja daß derjenige, welchem der Name Rhein bleibt, sich
5. früher im Sande verlor, jetzt durch einen Kanal in das
Meer geleitet wird. Freilich geht die Wassermasse darum
nicht verloren, der größeste Arm vereinigt sich vielmehr
mit einem aus Frankreich und Belgien kommenden an-
sehnlichen Flusse, der Maas, worauf sie unterhalb Rotter-
10. dam ihr Wasser zusammen in die Nordsee ergießen.
4.
Kleiner und von kürzerem Lauf ist die W eser, dafür
aber auch nach Ursprung und Mündung ein deutscher
Fluß, in dessen Nabe einst die Römer von den Deut-
schen geschlagen wurden. Die Weser erhält ihren Na-
15. men erst durch die Vereinigung der beiden bereits schiff-
baren Flüsse, Fulda und Werra, wovon die Erstere auf
der Rhön, die Andere an dem Tbüringer Wald entspringt.
Sie bringen die Gewässer des Hessenlandes und Thürin-
gens zusammen, und der durch ihre Vereinigung bei
20. Münden entstandene Strom drängt sich zwar anfangs
noch durch Gebirge, besonders durch die sogenannte West-
phälische Pforte, fließt aber dann im ebenen Lande an
der Stadt Bremen vorbei in die Nordsee. Nur ein be-
deutender Nebenfluß verstärkt die Weser, die langsam
25. fließende Aller mit den braunschweigischen und hannöve-
rischen Gewässern. An ihrer Mündung, wo die Weser
das Oldenburgische von dem Hannoverischen trennt, er-
weitert sie sich durch die eindringende See zu einer Art
Meerbusen.
5.
30. Dieser Mündung nähert sich auch der vierte deutsche
Strom, die Elbe, biö auf wenige Meilen, obgleich die
Quelle derselben von den Weserquellen sehr entfernt liegt.
Denn die Elbe entspringt in Böhmen auf den Hochebe-
nen des Riesengebirgs. Nachdem sie sich nun mit den
35. sämmtlichen Gewässern des gleich einem Kessel nach der
Mitte zu vertieften Köniareichs Böhmen verstärkt hat,
bricht sie durch das Erzgebirge in einer engen Schlucht
hindurch, doch ohne einen Wasserfall zu machen und er-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]